Theresa

 

Eine Woche Malferien bei Astrid in Italien, eine Woche die so ganz anders ist als ein Urlaub am Strand oder in den Bergen!

Malferien das hieß: Eintauchen in Farben und Formen wie in einen Rausch, eine Woche sich ganz dem kreativen Prozess hingeben, sich einlassen auf Unbekanntes, Unerwartetes, in einem professionellen Atelier arbeiten zu dürfen, was keine Wünsche offen lässt, fein geführt von Astrid und Ihrer Expertise.

Das hat so gut getan, eine Woche leben in der Präsenz, nur im tatsächlichen Augenblick in Zwiesprache mit der Leinwand. Das öffnet ganz viel Freiheit im Geist, bringt eine ganz besondere Art der Entspannung, obwohl doch das Arbeiten über so viele Stunden mit Farbe und Pinsel eigentlich auch anstrengend ist.

Aber ganz von vorn, wie fing es an: Eine Bekannte hatte mir den Malkurs bei Astrid empfohlen. Sie hatte gar nicht viel mehr gesagt, als dass diese Woche so entspannend wäre. Kurzentschlossen hab ich die Termine angeschaut im Netz, einen passenden ausgedeutet und direkt gebucht. Weil ich tatsächliche Erfahrungen lieber mag als digitale Informationen, gern unvoreingenommen und ‚unbewaffnet‘ in Erlebnisse starte und auf Personen zugehe, habe ich mir weder Astrids Kunst noch ihre Webseite genauer vor dem Reisebeginn angeschaut (habe ich inzwischen alles nachgeholt).

Nach unserem Urlaub hat es sehr gut getan, in den Webseiten wie in einem Tagebuch zu blättern, Erinnerungen neu zu beleben, Vertrautes wieder zu entdecken. Schon die unkomplizierte und inspirierende Kommunikation mit Astrid via Mail war erfrischend, lockend und bahnte viel Vorfreude an. In diese Highs schwappte bei mir zwischendurch ein bisschen Furcht vor der eigenen Courage auf: Das letzte Mal gezeichnet und gemalt hatte ich in meiner Jugend. Ich hatte gelesen, dass man ein gemeinsames Bild malt. Ob ich dem wohl genüge, oder den Mitteilnehmerinnen das Werk verderbe? Ich fragte ganz vorsichtig bei Astrid nach, ob ich denn vorher vielleicht noch üben soll. Ihre prompte und kurze Antwort: Ganz unbeleckt ist prima!

Also rasch weiter vorfreuen…. Im heißen Frühsommer ging es los, Auto gepackt und Kurs gen Süden. Nach langwierigen Tunnelpassagen in den Alpen dann erste italienische Vibes, den ersten Espresso an der Autobahn. In Fano noch einen raschen Blick aufs Meer, dann begann die Auffahrt gen Pergola. Astrids genauer Anfahrtsplan erwies sich als segensreich, jeder Navi hätte uns erfolgreich in die Irre geschickt. Am als Wegmarke bemalten Baum dann das prickelnde Gefühl, dass das Ziel jetzt greifbar nah ist. Nach letzten Kurven durch ein hübsches Kiefernwäldchen und ordentlich durchgeschüttelt vom Waldweg, öffnet sich dann die Landschaft und man hat einen ersten Blick auf Casa Pittura.

Das Haus liegt wie eine Insel in malerischer Landschaft. Die Felder und Wälder auf den Hängen der Umgebung sehen aus, als hätten sich expressionistische Maler daran ausgetobt, Grillen brüllen, Hühner gackern leise, Schafe schlafen ausgestreckt im Schatten. Wir werden herzlichst begrüßt von Astrid und ihren Hunden, eigentlich ohne irgendein verhaltendes Ankommen ist man pronto zu Hause, spätestens in der abendlichen Runde zum Abendessen, lecker bekocht von Giovanni.

Gleich am Sonntag beginnt der Tag nach dem Frühstück im Atelier. Es liegt eine wohlige Spannung in der Luft. Die Leinwände, reichlich Pinsel und vier Farbtöpfe stehen bzw. liegen schon bereit. Astrid beginnt und ein jeder von unserer kleinen Maltruppe schafft erste Farben und Formen auf die leeren Leinwände. Das läuft ganz konzentriert und gesammelt, und wenn man es schafft, den Kopf möglichst herauszuhalten, führt einen der Strich, die Farbe. Ich hatte mich ja eingangs vor dem gemeinsamen Malen ein wenig gefürchtet, hier löst sich diese Furcht rasch auf. Und später, mit der zugelosten ‚eigenen‘ Leinwand, also bei uns vier Maladepten einem Viertel des gemeinsamen Werkes, eröffnet sich das Geniale der Idee des gemeinsamen Beginns: Es steckt schon jede Menge Energie, Farbe, Bewegung im Bild.

Dies führt zu den ersten Schritten wie von allein, die Komposition ist schon als Schemen vorhanden und Astrid immer dabei mit künstlerischem Rat und technischer Hilfe, wenn man sich verlaufen hat, man gerade nicht mehr weiter weiss. Drei Tage mit Bild 1 verfliegen rasch, man mag gar nicht mehr das Atelier verlassen.

Am Mittwochnachmittag verordnet uns Astrid eine Atelierpause, wir sollen zeichnen, auf kleinen Kartons mit Ölkreiden. Die Aufgabe ist vor allem, sich nicht in Ideen zu verfangen beim zeichnen, keine Muster zu bedienen. Ein bisschen ratlos sitze ich also mit meinen Karten auf der Terrasse, fülle – versucht willenlos – eine ganze Reihe von weißen Blättern, die wir am späten Nachmittag besprechen. Selbst danach ist mir noch nicht klar, was die Mal-Interruption bringen sollte. Das große Aha kommt beim malen am folgenden Tag: Durch das zeichnen hat sich etwas gelöst, werden Striche mutiger, bewegter. Was für eine tolle didaktische Idee!

Am Donnerstag hängen wieder leere Leinwände bereit. Diesmal wird gespachtelt, Astrid hat wieder interessante Farben ausgesucht, die schon in den Farbtöpfen viel Spannung erzeugen. Ich habe das Spachteln als ausgesprochen körperlichen Prozess empfunden, man malt nicht nur mit Händen und Fingern, die Bewegung auf der Leinwand kommt genauso aus den Füßen, dem Becken, dem Bauch, den Schultern. Wieder eine spannende Malgrundlage, inzwischen sind wir schon fast ‚alte Hasen‘ und versenken uns wieder im malen, meist ist es konzentriert still im Atelier.

Viel zu schnell waren die sieben Tage vorbei, ich hätte es noch gut ein paar Tage länger ausgehalten, vor allem ob der so vorzüglichen Küche von Giovanni, der feinfühligen Gastlichkeit von Astrid (mit frischen Blumen im Zimmer oder ein Vorhang am Fenster, der dort nach einer beiläufigen und unintendierten Erwähnung von störender Helligkeit später ganz heimlich hängt), den erbaulichen Gesprächen mit den Gastgebern und den Mit–Malern am Abend.

Als wunderbaren Abschluss der Woche gibt es ein gemeinsames Abendessen auf einer Burg, ein paar Autominuten von Casa Pittura entfernt.

Ganz lieben Dank Euch für die gemeinsamen Tage, wir kommen wieder!

 
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Silvia

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Alexander