Elisabeth
Ich habe früher mal gemalt, heute male ich nur noch gelegentlich vielleicht mal mit den Kindern, mag die eine oder andere denken. Weit gefehlt. Ohne Malen fehlt dir was, und es ist nie der falsche Zeitpunkt (wieder) damit anzufangen.
Astrid Albers bietet in den Marken (das ist das Gegenstück zur Toskana, nur mit Blick auf die Adria) geführte Malkurse an. Astrid ist eine begnadete Künstlerin, die ein kleines Paradies im Grünen geschaffen hat, welches sie gern bereit ist zu teilen. Nein, es ist kein 5 Sterne-Hotel, was man in Casa Pittura erwarten kann, sondern ein individueller Raum sich auszuprobieren, zu wohnen, miteinander ins Gespräch zu kommen, reichlich regionalen Wein zu trinken, (den Weißwein schön kalt) und einfach zu sein.
Wir - zwei Freundinnen aus Berlin - kamen für 14 Tage um zu malen, zu zeichnen, gut zu essen, Ausflüge zu machen und uns vom Stress unseres Alltags zu erholen. Für mich war die Malreise eine fröhliche Reise in die unbekannten Weiten meines Seins. Eher Spiel als Kunst. Vergiss den Kopf beim Malen. Sei mutig und schwing den Pinsel auf großem Format in großen Bögen, Strichen, Schwüngen und Haken.
Zu Beginn gab es eine leere Leinwand, aber damit sich gar nicht erst der Kopf einschaltet oder die Angst vorm leeren Blatt, haben alle 4 Kursteilnehmer erst mal alle 4 Leinwände mit Farbe erobert. Die letzten weißen Fleckchen wurden mit weiß und dem was die benachbarten Farben hergaben, erfüllt und dann ging's richtig los.
Die 4 unterschiedlichen, und doch gleich bearbeiteten Leinwände, wurden unter uns 4 Kursteilnehmern verlost und jede(r) durfte sich mit seiner gelosten Leinwand auseinander-setzen. Hier eine Fläche definieren, dort einen Lichtakzent hinsetzen, und plötzlich beginnt das Bild mit dir zu sprechen, und Dinge erscheinen wie aus einer Traumwelt. Lasse ich mich darauf ein, oder übermale ich die Figur, die Landschaft oder Blume wieder, die sich auf der Leinwand entwickelt? Ich selbst bin die Steuernde. Astrid hilft beim lesen der Bilder, gibt Ratschläge zu Formen und Techniken, was funktioniert, oder was wirkt langweilig. Rückschläge können vorkommen. Nicht zufrieden mit dem Resultat? Macht nix. Wird noch mal übermalt an den Stellen die nicht funktionieren, oder auch schon mal komplett.
Hier und da scheint die ursprüngliche Kreuz- und Quer-Bemalung hindurch. Hier entsteht eine zauberhaft transparente Ecke, dort entsteht ein Ding. Was für ein Ding? Es spielt keine Rolle. Das Ding muss keinen Namen haben solange es wirkt, solange es den Betrachter in den Bann zieht. Malen heißt sich ausprobieren, sich trauen, sich selbst korrigieren und - wenn es in einem Kurs erfolgt - sich gegenseitig Tipps geben, Anerkennung und viel Lob.
Acryl ist ein gnädiger Werkstoff. Mit viel Wasser wirkt er transparent und bekommt aquarell-artige Züge. Dick gespachtelt wirkt er kraftvoll und entschieden. Entdecke dich und deine Mal-Handschrift beim ausprobieren. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Alles ist erlaubt. Na gut, sagen wir mal fast alles.
Es muss nur funktionieren. Unter Astrids Anleitung habe ich drei Bilder (100x80, also ziemlich groß für meine Verhältnisse) gemalt und zusätzlich auf Papier gezeichnet. Irgendwann sagt man sich, dass ein Bild fertig ist, aber zufrieden ist man nie. Es ist ok so. Der Prozess ist’s, was Spaß macht.
1000 Dank Astrid und auch an Giovanni für die tolle Zeit.