Anna
Liebe Astrid,
Danke für diese wunderbar erfüllte Zeit bei dir. Die Stille, die Weite, das Hühnergegacker und die Schafe, dass sie da sind, ab und zu meckern und uns an die Erde erinnern und auch da halten, wenn die Gedanken manchmal davon galoppieren wollen, das tut gut.
Aber auch das Haus so seelenvoll gestaltet, überall Leben zu spüren, so aus Dir heraus geschaffen mit deinem künstlerischen Geist, das beflügelt. Da kann man atmen, einatmen - die Weite, die Klarheit und Reinheit, die Fülle!!!!! Aber auch ausatmen - den Atem fließen lassen, leer werden, loslassen und einfach sein. Herrlich!
Aber auch Giovanni hat mit seiner großen, italienischen Kochkunst unsere Abende in einen genüsslichen Teil des Tages verwandelt. Wie schön abends da zu sitzen mit kühlendem Wind, gutem Essen und einem Schlückchen Wein. Wir hatten gute, tiefe Gespräche, und ich war auch glücklich, dass ich mein italienisch ein bisschen anwenden konnte mit so geduldigen Menschen vis à vis.
Ganz ganz großen Dank, es war ein besonderer Malurlaub.
Anna
Beschreibung der Erfahrung:
Hitze - Stille - Weite- blökende Schafe - gackernde Hühner - ausgebrannte Erde ! Eine große Leinwand am Boden - die Grundfarben rot/ gelb/ blau - Astrid startet mit mir einen Farbendialog.
Sie setzt eine geschwungene Linie, ich antworte darauf, mal ergänzend, dann mal einen Kontrapunkt setzend. Die Farben verdichten sich, die Rhythmen und Formen lassen Schwingung entstehen. Die Farben dominieren immer mehr die Leinwand, sprechen meine Gefühle an, innere Lebendigkeit, ja fast Euphorie entsteht. Kein Weiß darf mehr zu sehen sein — oh ich verliere mich in der Farbenwelt!
Ich starte mit der neuen Aufgabe, die Farben zu mischen. Astrid richtet mir die Farbpaletten. Zuerst spürte ich eine kleine Verweigerung in mir da drüber zu malen. Das Bild leuchtet voller Direktheit. Aber schon beim ersten Mischen mit Umbra entdeckte ich die Erde darin und was sie mit der Farbe macht. Ja Tiefe! Durch das Mischen entstehen unendliche Möglichkeiten, Schattierungen um das was in der menschlichen Seele lebt auszudrücken. Wir werden zum Schöpfer, zum Gestalter und erleben Menschsein!
Ja dann ans Werk!
Mische und staune welche Farbe hervortaucht. Male drüber! Es packt mich die Lust mit den Farben zu spielen und mich von der Farbe führen zu lassen. Drauf schauen, beobachten aus der Entfernung eine Antwort zu finden auf die Leerstellen, die noch keine Aussage machen, aber auch auf die Stellen, die Fragen aufwerfen, oder wo Farben nicht im Kontakt sind, keine Beziehung zueinander herstellen. So arbeite ich den ganzen Tag an, mit und für dieses Bild, es zieht mich immer näher zu sich hin. Es macht Freude zu sehen, was da entstehen will. Der Wille, meine Vorstellung machen Pause, von irgendwo anders her wird mein Pinsel geführt. Das fühlt sich sehr wohltuend an. Farbe über Farbe, man kann nichts falsch machen, alles ist jederzeit korrigierbar. Was für eine Freiheit. Könnte so auch das Leben gelebt werden? Am Abend betrachte ich mit Astrid das Bild!
Dann fühle ich aber auch, wie mich die Intensität an Farben und Formen und Dichte überwältigt. Das Bild als Spiegel meiner Seele! Staunend schaue ich, was da alles in mir lebt. Aber auch Vieles, was da nicht, oder noch nicht in die Welt kommen konnte, durfte, in der Welt noch keine Resonanz gefunden hat. Eine riesige Trauer steigt in mir auf, Tränen - Tränen - Tränen. Kein Raum für meine Seele, die sich doch so reich anfühlt und sich ausdrücken will.
Aber jetzt greift Astrid ein, es fehlen die Formen, die Klarheit, das Konkrete —— ja ich fasse mich wieder , das gibt mir wieder einen Boden unter den Füßen. Jetzt stehe ich fragend vor dem Bild, wo möchte eine Form sich zeigen. Ich horche: nimm den Pinsel mische eine Farbe und tatsächlich taucht eine Form auf. Dann die aufgewühlte Mitte, viel zu viel scheint da hervor, hindurch und ineinander — dann die Idee, dass aus der Mitte, aus der Tiefe das Licht scheinen soll. Plötzlich entstand da eine Blume. Frei, hell aus einer lichten Fülle überschwänglich ins Bild hinein und hinaus. Das ist es! Astrid lobt mich dafür!
Das war ein tolles Erlebnis, tief bewegt in meinem Inneren und stolz auf mein Werk!
Danke! Danke! Danke!